Geschichte
Die Gemeinde Holthusen sah 1990 aus wie hundert andere mecklenburgische Dörfer.
Geprägt von der Landwirtschaft und den wenig vorhandenen Möglichkeiten, die Gemeinde zu einem angenehmen Wohnort zu machen. Unbefestigte Straßen, keine Gehwege, ein kleiner Kindergarten in einer Baracke, ein Lebensmittelladen, ein Fleischer, eine Gaststätte und 620 Einwohner, die hier trotzdem auch schöne Zeiten erlebt haben. Bescheidene Wohnverhältnisse und viel Wohnungsnot. Das sollte sich in den folgenden Jahrzehnten grundlegend ändern. Die erste frei gewählte Gemeindevertretung hat bereits 1990 eine grobe Entwicklungsplanung für Holthusen erstellt. Für uns alle war das totales Neuland. Selbst in den damaligen Ämtern und Behörden musste von der Pieke auf umgedacht werden. Alles war anders, plötzlich konnte nicht mehr zentralistisch von oben durchregiert werden.
Mit dem Mut der Tüchtigen gingen wir an die Arbeit. Die geografische Lage der Gemeinde hat unsere Entwicklung entscheidend vorangetrieben. Die Nähe zu Schwerin und zur BAB 24 war für die Gemeindeentwicklung von großer Bedeutung. Es gab keine Planungen für Wohnungsbau oder Gewerbegebiete. Ärmel hochkrempeln und los ging es: das erste Gewerbegebiet entstand auf besondere Initiative eines Holthuseners. Heinz Liermann aus Buchholz gründete bereits im Sommer 1990 den Getränkefachhandel Liermann und Haenning in einer Scheune in Buchholz. Die Firma benötigte dringend einen modernen Firmensitz. So entstand ein privater Zusammenschluss von Unternehmern, die die Gunst der Stunde genutzt haben, sich eine neue Existenz aufzubauen. Die Gemeinde konnte damals gemeindliche Flächen für eine DM pro m2 für investive Zwecke verkaufen. Alles musste selbst organisiert werden, die Gemeinde hat einen ersten Bebauungsplan aufgestellt, der damals sehr schnell genehmigt wurde. Die Erschließung musste von den Unternehmern selbst erstellt werden. So wurde im Oktober 1990 schon die Vermessung der Flächen vorgenommen. Im Februar 1991 feierte Heinz Liermann bereits Richtfest für seinen Firmensitz. Die Firma Liermann und Haenning ist bis heute an der Stelle ansässig und wird in zweiter Generation nun von Max Haenning geführt. Eine wahre Erfolgsgeschichte. Nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für die Gemeinde. Heute arbeiten hier ca. 40 Mitarbeiter. Die Firma zeigte schon immer großes Interesse an der Gemeindeentwicklung und unterstützt besonders die Vereine in ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Liermann und Henning aus Holthusen kennt man im ganzen norddeutschen Raum. Die Familie Balmer hat schon 1988 ihr kleines Fuhrunternehmen gegründet und gehörte 1990 zu den Unternehmen, die zusammen mit Heinz Liermann das erste Gewerbegebiet geplant haben. Die Spedition Balmer hat sich zu einem renommierten Logistikunternehmen entwickelt und ist deutschlandweit mit seinen Schwertransporten unterwegs. Die Spedition ist speziell im Transport von Windkraftanlagen ein verlässlicher Partner. Dafür hat die Gemeinde im Laufe der Jahre auch die Straßen am Gewerbegebiet den Anforderungen der Fahrzeuge angepasst. Zu den ersten Unternehmen auf dem Gewerbegebiet gehörten auch noch das Bauunternehmen Losse und der Sportgerätebau Schäper, die leider nicht mehr vor Ort sind, weil es auch vorkommen kann, dass keiner aus der Familie die Nachfolge antreten will. Ziemlich gleichzeitig entstand auch die Recycling-Firma RBM Holthusen. Damals lag das Augenmerk fast ausschließlich auf dem Verwerten von Abrissabfall. Später wurde die Firma dann von der Firmengruppe Otto Dörner Hamburg übernommen und ist seit Jahren in der Abfallverwertung erfolgreich. Für die Einwohner aus Holthusen und Umgebung wird auf dem Gelände auch der Abfallhof des Landkreises Ludwigslust-Parchim betrieben. So konnten mit dem ersten Gewerbegebiet bereits mehr als hundert Arbeitsplätze geschaffen werden. Viele Einwohner aus Holthusen können hier ihren Lebensunterhalt verdienen. 1993 haben wir auch den ersten Bebauungsplan in Kraft gesetzt. Die ersten Bauherren konnten im Ahornweg beginnen, ihren Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Besonders schön ist es, wenn Kinder dieser ersten Bauherren in Holthusen jetzt auch schon in Holthusen auf einem weiteren Baugebiet sesshaft geworden sind. Die Gemeinde Holthusen gehört zum Stadt-Umland-Raum Schwerin und ist deshalb als Standort für Wohn-und Gewerbebauten sehr beliebt. Zwei weitere Gewerbegebiete kamen im Laufe der Zeit dazu.
Das Spektrum der Ansiedlungen reicht vom Handwerksbetrieb über Dienstleister und produzierendes Gewerbe bis zum Einzelhandel. Zur Freude der Gemeinde sind die angesiedelten Unternehmen sehr erfolgreich am Markt, so dass die Gemeinde einen guten Gewerbesteueranteil verbuchen kann. Der Einzelhändler "Thomas Phillips" wird auch schon in zweiter Generation aus der Familie Boche betrieben und hat sich zum Nahversorger in Holthusen erfolgreich am Markt etabliert. Zu den erfolgreichen Unternehmen im Handwerksbereich zählen auch das Malerunternehmen EHR, der Dachdeckerbetrieb Thormahlen, die Fa. Trockenbau Uffmann, die Fa. Mehlhorn Bautenschutz, der Dienstleister Rene Facklam, die Gewerbe- und Kommunaltechnik Bruhns mit der Generalvertretung für Unimog, der Spediteur Lobenstein und Stenzel, die Heim und Haus Bauelemente, der Hilfsmittelpoint als Fachhändler für gebrauchte Rehahilfen das Baufachzentrum Holthusen, die Baufirma Schleginski und viele weitere Kleinunternehmen. Auch in der Wohnbebauung hat sich eine positive Entwicklung ergeben.
Bis Ende 2022 konnten im Wohngebiet "Am Wall" die meisten Wohnhäuser bezogen werden. Die Wohngebiete „Ahornweg", "Birkenhof" und "Lindeneck" haben sich in das Erscheinungsbild der Gemeinde harmonisch eingefügt. Zurzeit leben in Holthusen Ca. 1000 Einwohner. Auch die nötigen Infrastruktureinrichtungen wurden in den letzten drei Jahrzehnten geschaffen. So konnte das Telekommunikationsnetz errichtet werden. Jetzt wird bereits der Breitbandausbau vorgenommen. Die technische Entwicklung zwingt uns immer zur Anpassung. Straßen und Wege wurden neu und ausgebaut. Der Straßenausbau in Lehmkuhlen hat das Ortsbild ganz besonders positiv geprägt. Auch die Bahnhofstraße und der Ortsteil Buchholz wurde komplett erneuert. Der Dorfplatz Holthusen wurde grundsaniert. Das gesamte Gemeindegebiet ist an die öffentliche Abwasserentsorgung angeschlossen worden. Im Gemeindegebiet wurde ein Versorgungsnetz für Erdgas errichtet, was uns jetzt Wieder zu neuen Überlegungen zwingt. Das Gemeinde- und Feuerwehrhaus wurde im Jahr 2000 seiner Bestimmung übergeben, die Mehrzweckhalle auf dem Sportplatzgelände konnte 2012 in Betrieb gehen. Spielplätze, Fußballplatz und Freizeitflächen wurden errichtet. Im Sommer 2023 konnte die neue Kindertagesstätte im Wohngebiet "Am Wall" in Betrieb gehen. Hier können jetzt in Krippe, Kita und Hort bis zu 130 Kinder betreut werden. Der Bahnhof in Holthusen ist durch die Deutsche Bahn völlig neu errichtet worden, das alte Bahnhofsgebäude ging in private Hand über. Es bestehen sehr gute Anbindungen Richtung Hamburg, Berlin und Rostock. Auch diese Bedingungen sind für viele Familien Entscheidungshilfen, wenn sie ihren Wohnsitz auswählen. Zum Leben gehört noch mehr als Wohnen und Arbeiten. Das gemeindliche Leben, die Gemeinschaft im Lebensumfeld sind wichtige Wohlfühlfaktoren. Diese Ansprüche werden in den vielfältigen Aktivitäten der Vereine der Gemeinde bedient. So gibt es traditionelle Veranstaltungen, die das Dorfleben in Holthusen so angenehm und unverwechselbar machen.
Unser Dorffest findet alle fünf Jahre statt. Das ist der Höhepunkt an Lebensfreude und Kreativität. Die Einmaligkeit, dass ganze Straßen im Wettstreit um den schönsten Mottowagen sind, sollten wir bewahren. Das ist pure Lebensfreude. Die Vereine organisieren viele feste Termine im Jahr. Begonnen wird mit dem Tannenbaumverbrennen durch die Jugendfeuerwehr Holthusen und das Neujahrskonzert mit dem Landespolizeiorchester, als sehr beliebte Veranstaltungen im Januar, dann folgt das traditionelle Osterfeuer. Das wird durch unseren Feuerwehrverein organisiert. Das Herbstfeuer mit Laternenumzug wird von allen Holthusener Vereinen zusammen durchgeführt. Der Sport- und Freizeitverein Holthusen bietet viele Möglichkeiten zur sportlichen Freizeit. Es gibt Kindersport, Judo, Badminton, Kegeln, Seniorensport und Fußball im Ligabetrieb. Der Verein Landleben e.V. Holthusen möchte seinen Gästen das ländliche Leben und speziell den Kindern die Herkunft von Lebensmitteln nähe bringen. Die Veranstaltungen finden auf dem beliebten Kinderbauernhof der Agrargemeinschaft statt. Einen besonderen Wandel hat die Landwirtschaft in unserem Dorf erlebt. Alle Schwierigkeiten die das Wetter den Landwirten macht, werden noch von den unsicheren politischen Entscheidungen und in Zeiten der Globalisierung durch die Weltlage bestimmt. Die Agrargemeinschaft Holthusen trägt auch für den Erhalt unserer Kulturlandschaft Verantwortung. Seit der Wende ist ein Strukturwandel bei der Agrargemeinschaft eingetreten. Die Milchwirtschaft wurde aufgegeben, was mit den genannten politischen Einflüssen zu erklären ist. Die Agrargemeinschaft und die Gemeinde arbeiten gemeinsam daran, dass das optische Erscheinungsbild weiter den heutigen Ansprüchen unter den wirtschaftlichen Bedingungen angepasst werden kann. Besondere Würdigung gehört allen Mitgliedern unserer Freiwilligen Feuerwehr. Bisher ist es gelungen unseren Nachwuchs bei den Mitgliedern selbst heranzuziehen. Die Kinder- und Jugendfeuerwehr bietet dafür die besten Voraussetzungen. Der unbeschreibliche Aufwand im Ehrenamt kann nicht hoch genug gewürdigt werden. Die Feuerwehr garantiert allen Einwohnern in Notfällen Hilfe und Rettung. Der Gemeindevertretung ist die Einsatzbereitschaft und die Ausstattung der Freiwilligen Feuerwehr besonders wichtig. Die Mitglieder der Gemeindevertretung sind jetzt wiedergefordert, eine Wende zu organisieren. Die Energiewende bedeutet ein Umdenken in der Daseinsvorsorge. Dazu zählt auch die Versorgung mit Heizenergie. Das ist die größte Herausforderung für die nächsten Jahre.
Nach derart vielen Informationen wünsche ich allen Lesern einen unterhaltsamen Spaziergang durch Holthusen und vielleicht findet sich der eine oder andere Leser hier wieder. Bewahren Sie dieses Wissen für die Nachwelt, so werden Sie es nirgends finden.
Herzlichst
Marianne Facklam
Bürgermeisterin